Bernd M. Fieseler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Berlin


Der Zahlungsverkehr in Deutschland und Europa wird sich in den kommenden Jahren verändern. Im Januar 2008 startet die Single Euro Payments Area, kurz SEPA genannt, und wird den grenzüber-schreitenden Euro-Zahlungsverkehr vereinfachen und beschleunigen. Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen werden europaweit standardisiert – ein einheitlicher europäischer Zahlungsver-kehrsraum entsteht. In 31 Staaten Europas werden ab 2008 schrittweise neue Zahlungsverkehrsver-fahren eingeführt, die nicht nur für Euro-Zahlungen ins europäische Ausland genutzt werden können, sondern auch für inländische Transaktionen. Die Sparkassen-Finanzgruppe gehört mit einem Marktanteil von über 50 Prozent am deutschen und mehr als 10 Prozent am europäischen Zahlungsverkehr zu den größten Zahlungsverkehrsdienstleister in Europa. Vor diesem Hintergrund ist es von hoher Bedeutung, dass die Sparkassen-Finanzgruppe bei der Entwicklung der neuen SEPA-Produkte Verbraucher und Unternehmen eingebunden hat. Um tatsächlich marktfähige und kundenorientierte SEPA-Produkte anzubieten, wurde im Frühjahr 2007 eine Markterhebung durchgeführt, deren Ergebnis in die Produktentwicklung eingeflossen ist. Über 600 Firmen- und Privatkunden wurden im Rahmen dieser Exploration zu ihrem Zahlungsverkehrsver-halten befragt. Im Ergebnis sehen insbesondere Firmenkunden mit SEPA die Möglichkeit, Zahlungsab-läufe zu optimieren und damit die Effizienz in diesem Bereich zu steigern. Pünktlich zum Start der SEPA werden alle Sparkassen und Landesbanken neue SEPA-Produkte an-bieten. Im ersten Schritt wird dies ab dem 28. Januar 2008 die SEPA-Überweisung sein. Mitte des Jahres werden die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe Komfortleistungen, wie Eil- und Termin-überweisungen, im Rahmen der SEPA anbieten. Eine wirkliche Innovation im paneuropäischen Zah-lungsverkehr ist das neue SEPA-Lastschrift- verfahren. Waren grenzüberschreitende Geldeinzüge bisher nur recht umständlich möglich, bringt das SEPA-Lastschriftverfahren deutlich spürbare Erleich-terungen. Im Gegensatz zur SEPA-Überweisung ist für das europäische Lastschriftverfahren ein ein-heitlicher Rechtsrahmen erforderlich. Nur so können beispielsweise Widerrufsfristen rechtssicher und einheitlich geregelt werden. Alle Teilnehmerstaaten müssen daher entsprechende Verordnungen bzw. Gesetze erlassen. Spätestens bis November 2009 muss dies umgesetzt sein. Die Sparkassen-Finanzgruppe wird das Lastschriftverfahren zum frühestmöglichen Zeitpunkt anbieten. Die Einführung der SEPA vereinheitlicht aber auch Kartenzahlungen mit Debit- und Kreditkarten. Das Ziel der SEPA heißt hier „any card at any terminal“, d.h., ab 2008 sollen die Kunden in den Teilnehmer-ländern grundsätzlich mit jeder europäischen Debitkarte, z.B. der SparkassenCard, an jedem Geldau-tomaten Geld abheben bzw. an jedem Händlerterminal bezahlen können, wenn das entsprechende SEPA-Verfahren akzeptiert wird. Dabei setzt die europäische Kreditwirtschaft auf einheitliche Sicher-heitstechnologien – wie z.B. der Chip auf der Karte, die PIN-Autorisierung beim Bezahlen und EMV-fähige Bezahlterminals – und erhöht damit weiter den Schutz vor Missbrauch und Betrug. Startschuss für die schrittweise Einführung von SEPA-Kartenzahlungsverfahren ist der 1. Januar 2008. Die neuen SEPA-Produkte der Sparkassen-Finanzgruppe stellen ein zusätzliches Angebot neben den bereits bestehenden nationalen Verfahren dar. Sie sind kein Argument für die Abschaltung der existie-renden, effizienten Zahlungsverkehrsverfahren. Mit welchen Verfahren Sparkassenkunden ihren Zah-lungsverkehr abwickeln wollen, bleibt ihnen überlassen. Aus diesem Grund treten wir frühzeitigen Migrationsszenarien zugunsten der SEPA-Verfahren entschieden entgegen und werden die nationalen Verfahren weiterhin anbieten. Das ist für uns SEPA – aber richtig!


Datum

26. November 2007


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